Die (echten) Aufgaben der Trauzeugen!

Nein, dies wird keine staubige Checkliste. Keine Aufstellung à la „Mach dies, mach das, dann und dort und so weiter“. Solche Listen findet ihr längst überall in tausendfacher Ausführung, dies ist ein Blog über die (echten) Aufgaben der Trauzeugen.

 

Mir geht es vielmehr um das Persönliche, das dahintersteht. Denn: Oh wow, einer eurer Lieblingsmenschen heiratet und hat euch gefragt, ob ihr Trauzeuge werden möchtet. Was für ein Augenblick! Was für ein Geschenk. Denn dahinter stehen Wertschätzung, Vertrauen, Freundschaft und viele weitere positive Dinge, allen voran die Magie und Freude dieser wichtigen Frage. Und ihrer Antwort: „Ja, ich will dein/e Trauzeuge/in sein.“ Das ist aufregend und ein wirklich tolles Gefühl. Doch bei den meisten frischgefragten Trauzeugen kommen ziemlich schnell Fragen auf: „Und jetzt? Was bedeutet es eigentlich genau, Trauzeuge zu sein? Was gehört zu meinen Aufgaben?“

 

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mich nervt alles, was „sein muss“. Ein Strauß Blumen zum Valentinstag, Geschenke nur an den Feiertagen wie Ostern, Weihnachten oder Geburtstag. Ich persönlich mache Geschenke lieber genau dann, wenn ich dazu Lust habe oder mir etwas Schönes für meine Lieben über den Weg läuft. Und ich bekomme Blumen gern auch mal an einem „ganz normalen Tag“. Und nicht nur zu den Anlässen, an denen man sie vermeintlich kriegen muss.

Das führt mich auch schon wieder zurück zum Trauzeugendasein. Rein rechtlich sind Trauzeugen seit dem 1. Juli 1998 nicht mehr nötig. Was diese Aufgabe für mich zu einer noch viel schöneren macht. Weil sie ein symbolischer Akt von Vertrauen und Freundschaft und kein „Muss“ mehr ist. „Hallo Lieblingsmensch, ich würde mich sehr freuen, wenn du mich an einem der wichtigsten Tage meines Lebens begleitest.“

 

Na klar, das macht ihr sicher gern. Vielleicht sogar deshalb, weil ihr als Trauzeuge in viele Rollen schlüpfen könnt. Je nachdem, wie euer Brautpaar so unterwegs ist. Ob als Modeberater, Deko-Experte, Wunsch-von-den-Lippen-Ableser, Streitschlichter, Immer-ein-offenes-Ohr-Haber auch bei der zwanzigsten Wiederholung – alles ist möglich. Sofern ihr die erste, einzige und wichtigste „Regel“ beachtet: Fragt euer Brautpaar, wobei ihr sie unterstützen könnt und vor allem, wie sie sich ihre Traumhochzeit vorstellen!!! Hört sich vielleicht selbstverständlich an, doch meiner Erfahrung nach stellen viele Trauzeugen diese Frage nicht und agieren nach ihren eigenen Vorstellungen oder stumpf nach Trauzeugen-Checklisten. Das führt nur selten bei allen Beteiligten zu ungetrübter Freude …

 

Gibt es sonst noch etwas zu beachten? Ein paar Tipps habe ich noch: Helft eurem Brautpaar, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen. Sie werden von Menschen belagert, die alles besser wissen und von denen, die ihnen permanent sagen, was sich gehört und was nicht! Unterstützt sie und sagt ihnen: „Ihr habt vollkommen Recht!“ Schließlich sollte jeder seine Hochzeit genauso feiern dürfen, wie er es für richtig hält. Traditionen hin oder her.

 

Und nehmt es euch nicht zu Herzen, wenn ihr als Blitzableiter für einen eurer Lieblingsmenschen herhalten müsst. Er meint es nicht so, aber in der ganzen perfekten Welt von „Styled Shoots“ auf Pinterest, Instagram, Facebook und Co. ist es verdammt schwer, die Ruhe zu bewahren. Das Gefühl „irgendwas haben wir vergessen“ ist allgegenwärtig und Unsicherheit sowieso. Sind Farbe, Deko, Menüwahl und überhaupt alles richtig so? Ist er/sie wirklich der/die Richtige? Kriegen wir das alles bis zum Hochzeitstermin organisiert? Hier könnt ihr wirklich helfen.

 

Last, but not least: Ihr seid als Trauzeuge nicht nur ein „normaler“ Gast auf der Hochzeit, sondern zur Unterstützung des Brautpaares da – sofern es keine anderslautende Verabredung gibt. Das heißt: Betrinken macht sich nicht ganz so gut, Hilfestellung dagegen schon. Und zwar immer da und dann, wo und wann euch das Brautpaar braucht. Am besten sogar noch bevor die Beiden wissen, dass sie gleich Hilfe brauchen. Denn jede Minute, die das Brautpaar ungestört genießen darf, ist mega viel wert.

 

Ihr wollt noch wissen, was ihr beim „Brautkleid aussuchen“, „Zeremonienmeister sein“ oder „Junggesellinnenabschied organisieren“ zu beachten habt? Da wären wir wieder bei der wichtigsten und einzigen Regel: Fragt euer Brautpaar, was es sich von euch wünscht! Denn nicht wenige Bräute ziehen lieber alleine los, um ihr Brautkleid zu finden. Andere finden Junggesellenabschiede total veraltet oder möchten selbst bestimmen, wer dazu eingeladen wird.

Wer also die Wünsche „seines“ Brautpaares kennt, kann sein Trauzeugen-Dasein genießen und das Brautpaar ohne Ängste und offene Fragen bis zu ihrem vielleicht schönsten Tag im Leben begleiten. Ich wünsche euch viel Spaß dabei!

 

(Foto-Credit: Joanna Langer)