Ein Abendessen mit Folgen oder wie ich freier Trauredner wurde

Ein Abendessen mit Folgen

 

Es war Anfang Januar, als mein Kumpel Geburtstag hatte. Aufgrund der Stunde, die unsere Wohnorte trennt, also ran ans Telefon. „Happy Birthday!“ und einige Worte über das Leben und die Liebe. Fast schon nebenbei erzählte er, dass er seiner Freundin unterm Weihnachtsbaum einen Heiratsantrag gemacht hat. Was für eine Überraschung. Weiter ging es mit einigen anderen Themen und zum Schluss folgte noch eine Einladung zum Essen am kommenden Wochenende. Ganz spontan.

 

Wie sich herausstellen sollte, war es nicht ganz so spontan… Zusammen mit meiner Frau fuhr ich am Samstagabend zu den beiden. Natürlich hatten wir einen Blumenstrauß dabei. Zur Verlobung gratulieren. Dieser wurde dann direkt nach einem herzlichen Drücken gegen ein Glas Prosecco getauscht. Die Stimmung war einfach toll. Das Glänzen in den Augen der beiden frisch Verlobten war unbeschreiblich. Fleißig erzählten sie in jedem Detail, wie es unterm Weihnachtsbaum ablief. Wir konnten die Szenen vor unseren Augen ablaufen sehen.

 

In der Zeit seit dem Antrag haben die beiden sich schon viele Gedanken gemacht über Ihre Hochzeit. Wann sollte geheiratet werden? Wo sollte die freie Trauung stattfinden? Wer gehört alles auf die Gästeliste? Was wird es zum Essen geben? All diese Fragen, die sich ein Brautpaar so stellt. Schnell waren wir zu viert im Traummodus und planten gemeinsam weiter. Und dann kam die Frage: „Olli, würdest Du mein Trauzeuge sein?“ Ich? Habe ich das gerade richtig gehört? Ich soll der Trauzeuge des Bräutigams sein? Wow! „Na klar! Sehr gerne!“

 

Um ehrlich zu sein, hatte ich natürlich in dem Moment noch keine klare Vorstellung, was das im Detail bedeutet. Aber was für eine Ehre. Natürlich!

 

Und so stieg auch ich in den kommenden Monaten tiefer in die Welt der Hochzeit ein. Meine eigene Trauung war schon über zehn Jahre her. Da musste ich schon im Gedächtnis kramen, um an alles zu denken. Die Zeit verging. Einige Wochen vor der Trauung hatte ich dann zusammen mit der Trauzeugin und Daniela von Trau- und Eventworte einen Termin. Daniela sprach mit uns die Rede und den Ablauf durch. An was ich nicht gedacht hatte, war eventuell auch ein paar Worte an das Paar im Rahmen der Trauung zu richten. Daniela schon. Und so schrieb ich ein paar Worte. Und legte sie weg. Und lass sie erneut. Und legte sie weg. Und lass sie erneut. Irgendwie passte das. Aber schon direkt beim ersten Schreiben? Wird schon schiefgehen!

 

Dann kam der Tag der Trauung. Es ging alles unheimlich schnell. Aber dank Daniela lief es ruhig und koordiniert ab. Sie nahm uns Trauzeugen quasi an die Hand. Schnell nochmal meine Zeilen gelesen und dann ging es los. Die Trauung begann. Tränen der Freude und vor Lachen flossen. Und dann kam der Moment der Trauzeugen in der Rede. Ja, ich hatte bereits einige Reden im Beruf und Hobby gehalten. Aber auf einer Hochzeit in einer so emotionalen Umgebung? Das war neu…

 

…und es war toll! Die Worte liefen. Den Zettel, den ich mir geschrieben hatte, brauchte ich nicht. Er lag zur Sicherheit auf dem Tisch. Aber es lief. Und am Ende sagte mein Kumpel, der Bräutigam: „Wow! Kannst Du nicht auch gleich meine Worte an der Essenstafel übernehmen?“ Was für ein Kompliment… Ich hatte es geschafft. Die Trauung ging wunderschön weiter und alle Anspannung fiel ab.

 

Der Sektempfang war dann mehr die Arbeit der Gastronomen. Zeit für ein paar Worte mit den Freunden und weiteren Gästen. Und auch Daniela. Noch einmal kurz bedankt für die schöne Trauung und die ruhige besonnene Art. Und dann war es soweit! Daniela schaut mich an und sagt: „Olli, ich bin wirklich beeindruckt! Das war wirklich beeindruckend. Tolle Rede! Wenn Du Lust hast, als Trauredner öfter auf Hochzeiten zu sprechen, dann melde Dich sehr gerne bei mir. Ich würde mich freuen, Dich in meinem Team zu haben!“

 

Ein Abendessen mit Folgen! Als ich an jenem Januarabend Trauzeuge wurde, hätte ich nie gedacht, was daraus einmal werden könnte. Einige Wochen später nahm Daniela mich mit in Ihr Team. Schulungen für freie Trauredner gaben mir weitere Tipps und Sicherheit. Und ich verrate Euch kein Geheimnis: Ich bin dabei! So wurde ich freier Trauredner…

 

Fotografin: https://www.sandrinavenundin.com